Was ist ein Geburtshaus?
Was ist ein Geburtshaus?
Geburtshäuser sind von Hebammen geleitete ambulante außerklinische Einrichtungen, in denen Schwangere betreut, während der Geburt begleitet und nach Möglichkeit auch durch eine Hebamme des Geburtshauses im Wochenbett versorgt werden.
Seit über dreißig Jahren haben sich Geburtshäuser deutschlandweit bewährt als Orte der ganzheitlichen Betreuung von Schwangeren und Familien, der sicheren Hebammengeburtshilfe sowie der Unterstützung des Familie Werdens. Immer mehr werdende Eltern wünschen sich eine Rund-um-Betreuung durch eine Hebamme von Beginn der Schwangerschaft an und im Rahmen ihrer Wahlfreiheit auch eine Geburt im Geburtshaus.
Geburtshaus Arnstorf
Obwohl die Geburtshäuser bezogen auf den Anteil der Geburten in Deutschland eine Nische darstellen, haben sie jedoch von Beginn an wichtige Impulse für die Geburtshilfe auch im klinischen Bereich gegeben. Darüber hinaus erfüllen sie einen wichtigen Auftrag in der praktischen Ausbildung von künftigen Hebammen. Diese lernen im Geburtshaus die Begleitung von Geburten in einem nicht medizinischen Kontext ohne medizinische Eingriffe kennen und profitieren von der außerklinischen Erfahrung und der hohen Motivation der Geburtshaus-Hebammen.
Wer kann sich durch Hebammen eines Geburtshauses begleiten lassen?
Es können alle Schwangeren bis auf wenige Ausnahmen zur Geburt im Geburtshaus begleitet und betreut werden. Die Geburt von Zwillingen oder einem Kind, das in Beckenendlage liegt, soll beispielsweise geplant in einer Klinik stattfinden. Auch eine Allgemeinerkrankung der Schwangeren, die Komplikationen während der Geburt bewirken könnte, ist ein Grund, die Geburt nicht im Geburtshaus zu planen. Als Entscheidungshilfe dienen eine Reihe von evidenzbasierten Auswahlkriterien, die meist schon in einem ersten Gespräch mit der Hebamme geklärt werden können.
Wie sieht die Hebammenbegleitung in einem Geburtshaus ganz konkret aus?
Der erste Kontakt findet mit wenigen Ausnahmen gleich zu Beginn der Schwangerschaft statt. Die Familien erleben so eine kontinuierliche Betreuung durch die Hebammen in Vorsorgen und Gesprächen. Dies ist ein wichtiger Teil des Konzepts der Geburtshausarbeit. Die Beziehung zwischen Hebammen und Familie soll das gegenseitige Vertrauen in der Betreuung, vor allem während der Geburt, stärken. Hebammen führen alle notwendigen Untersuchungen im Rahmen der Mutterschaftsrichtlinie durch und können diese mit den gesetzlichen Krankenkassen im Rahmen der Hebammen-Vergütungsvereinbarung nach § 134a Abs. 1 SGB V abrechnen. Der Ultraschall obliegt den behandelnden Gynäkolog*innen, mit denen die Hebammen idealerweise eng kooperieren.
Team Geburtshaus Bonn
Die Geburtsbetreuung geschieht 1:1, das heißt jede Schwangere wird in der Geburt von einer bekannten Hebamme in einer vertrauten Umgebung begleitet. Diese eine Hebamme ist dabei ausschließlich für sie da und zum Ende der Geburt kommt zumeist noch eine zweite Kolleg*in dazu.
Im Geburtshaus selbst sind in aller Regel keine Ärzt*innen anwesend, es gibt auch keine medizinisch-technischen Eingriffe rund um die Geburt. Dieses Vorgehen beruht auf dem Wissen, dass die Geburt ein physiologisch geregelter Ablauf ist, der zwar komplex und störanfällig, aber erst einmal nicht pathologisch zu sehen ist. Die Geburt ist keine Krankheit, sondern ein elementarer und tiefgreifender Prozess, der natürlich neben allen freudigen Erwartungen auch Anspannung und Risiken in sich bergen kann und deshalb aufmerksam und professionell begleitet werden sollte.
Die Geburtshilfe im Geburtshaus erfolgt ambulant: einige Stunden nach der Geburt, wenn Eltern und Kind gut versorgt, die erste Bindungsphase, das erste Stillen oder Füttern gelungen sind, die Familie Zeit hatte, zueinander zu finden und die Hebamme die erste Untersuchung durchgeführt und sichergestellt hat, dass alles in Ordnung ist, kehrt die Familie nach Hause zurück. Zur Betreuung im Wochenbett kommt die Hebamme zunächst täglich, nach Bedarf auch häufiger, in der Regel bis zu 12 Wochen. Die Eltern sind auf diese Zeit unmittelbar nach der Geburt gut vorbereitet und zu Hause ist alles entsprechend organisiert, so dass die frisch gebackene Familie gut versorgt ist.
Hebammen in der außerklinischen Geburtshilfe sind in aller Regel freiberuflich tätig. Gleichzeitig ist der Alltag im Geburtshaus geprägt von intensiver Teamarbeit: Teamsitzungen, individuelle regelmäßige Übergaben, Fallbesprechungen und Supervisionen, die Zusammenarbeit mit der zweiten Hebamme zum Ende der Geburt hin. Diese enge Zusammenarbeit ermöglicht die intensive, individuelle Betreuung durch ein Hebammenteam und sichert gleichzeitig den Hebammen verbindlich und planbar ihre freie Zeit.
Zum ganzheitlichen Konzept der Geburtshäuser gehören in der Regel auch die Kursangebote rund um die Geburtsvor- und Nachbereitung und die Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen, wie z.B. Psycho- oder Physiotherapeut*innen und selbstverständlich die Kooperation mit geburtshilflichen und pädiatrischen Kliniken.
Wie sieht die Struktur von Geburtshäusern aus?
Geburtshäuser sind sehr individuell aufgestellt und unterscheiden sich, was ihre Größe betrifft, aber auch ihr Betreuungs-, Arbeits- und Teammodell. Damit gehen sie einerseits auf die Wünsche und Bedürfnisse ihres Klientels ein, aber ebenso auf die Wünsche und Bedürfnisse der Hebammen.
Geburtshaus Bielefeld
Die Führung eines Geburtshauses ist anspruchsvoll und bedarf eines umsichtigen Managements. Jedes Haus hat eine organisatorische und eine fachliche Leitung, letztere muss eine Hebamme sein. Größere Häuser benötigen eine Geschäftsführung, um den sicheren Betrieb und die finanzielle Stabilität zu gewährleisten, Kooperationen und Öffentlichkeitsarbeit zu gestalten und die Entwicklungsaufgaben gemeinsam im Blick zu behalten.
Wie ist die rechtliche Absicherung und wie finanziert sich ein Geburtshaus?
Seit 2007 sind Geburtshäuser gesetzlich verankert im fünften Sozialgesetzbuch (SGB V). Verankert sind damit auch die Rechte von Schwangeren auf Hebammenbetreuung und die freie Wahl des Geburtsortes.
Abgesichert durch den Ergänzungsvertrag über die Betriebskosten zum § 134a Vertrag zur Versorgung mit Hebammenhilfe erhalten Geburtshäuser für jede Geburt eine Pauschale, die die Kosten rund um die Geburt von Seiten des Hauses abdeckt.
Was lässt sich über die Qualität der Hebammenarbeit im Geburtshaus sagen?
Die Qualität der Arbeit in Geburtshäusern unterliegt einem strengen Qualitätsmanagement und wird regelmäßig intern und extern überprüft. Alle Abläufe werden gewissenhaft dokumentiert. Die Perinataldaten, heißt die der Geburten, werden elektronisch erfasst und für die bundesweite Perinatalstatistik durch QUAG - Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe e.V. zur Verfügung gestellt. Seit mehr als zwanzig Jahren belegt die jährliche Perinatalstatistik des QUAG e.V. das gute Outcome von Gebärenden und Kindern und bestätigt, dass die Geburtshausgeburt im Vergleich zur Klinikgeburt einen ebenso guten Gesundheitszustand für die Neugeborenen mit sich bringt. Die Gebärenden können darüber hinaus davon profitieren, dass es während der Geburt zu weniger Interventionen und Verletzungen kommt.